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"Der Herr der Bienen"....

Martin Döbler • 13. Mai 2020

"Der Herr der Bienen" - die Artikelankündigung auf der Titelseite der Wetterauer Zeitung vom 12.05.2020

Die heutige Bienengeschichte schrieb die Wetterauer Zeitung in ihrer Ausgabe vom 12.5.2020. Wir hatten einen Termin vereinbart, kurz vorher kam der Anruf aus Okarben, dass sich ein Bienenschwarm niedergelassen hat. Kurzerhand verlegten wir den Termin an den Ort des Geschehens. So eine Gelegenheit bietet sich nicht jeden Tag.

Der Artikel ist online zu lesen unter  https://www.wetterauer-zeitung.de/wetterau/karben-ort82108/petterweiler-martin-doebler-kuemmert-sich-tausende-bienen-13758839.html

Ihr könnt den Text auch hier folgend lesen. oder in den Fotos unten in der Galerie.

Imkerei

Petterweiler Martin Döbler kümmert sich um tausende von Bienen
• von Jürgen Schenk

Ein Bienenschwarm bringt den Tagesplan von Martin Döbler aus Petterweil schon mal durcheinander. Der Imker rückt dann aus, um die Bienen samt Königin einzufangen.

Diesen Freitagmorgen hatte Martin Döbler ganz anders verplant. Als plötzlich sein Handy klingelt, geht es für ihn um eine spezielle Art von "Notfalleinsatz". Der Imker von der Petterweiler Riedmühle wird nach Okarben gerufen. Auf einem Grundstück gibt es ein Problem, das nach einem Fachmann verlangt.

Mit Ablauf eines Tages sind gegenüber der evangelischen Kirche etwa 5000 Bienen zu Besuch gekommen und haben es sich an einer Mauer gemütlich gemacht. Um die Königin herum hat sich in Traubenform ein ganzer Bienenschwarm gebildet. Aus imkerischer Sicht ist jetzt ein Kunstgriff vonnöten. Fachmann Döbler nennt die Aktion "den Schwarm einfangen".

"Der Platz hier ist ideal für die Bienen", erklärt er Patrizia Gervasi, die dort wohnt, wo sich der Schwarm aufhält. "Es gibt im Umfeld viele Blumen, die Innenseite der Mauer ist geschützt und von der Sonne aufgewärmt." Beim Einfangen käme es nur darauf an, die Königin zu finden und von den anderen zu isolieren. Dann würden sich automatisch alle Bienen an deren Geschmack orientieren und ihre Nähe suchen. Auf diese Weise sei es möglich, den gesamten Schwarm in eine Box aufzunehmen.

Damit dieses Ziel erreicht werden kann, besprüht Döbler den summenden Haufen zunächst mit Wasser, um das Hochfliegen zu verringern. Dann kehrt er die Tiere in mehreren Anläufen von der Mauer in eine bereitgestellte Kiste. Gleich kommt es in der Luft zu chaotischem Flugverkehr. Hektisch versuchen die Arbeiterinnen ihre Königin zu finden. Versteckt sie sich noch im Mauergefüge? Oder ist sie vielleicht doch schon in der Kiste? Ganz sicher ist sich der Imker auch nicht.

Wetterauer Imker: Sensoren auf Blumenwiese

"Durch die Gitterabdeckung kann sie nicht mehr aus der Box raus, die anderen aber zu ihr hinein", sagt Döbler. "Nach einer gewissen Zeit werden wir wissen, was los ist. Heute Abend fahre ich dann noch mal hierher und nehme den Schwarm mit zur Riedmühle. Ab morgen früh werden die Bienen dann ihre Sensoren auf unsere Blumenwiese einstellen." Zehn Bienenvölker sind derzeit im Heitzhöfertal bei Petterweil aktiv. In den Sommermonaten zählt ein Volk bis zu 40 000 Tiere. Ihr Ausflugradius beträgt bis zu zwei Kilometern. Durch die Blütenmischung dieser Gegend und die benachbarten Rapsfelder erhält der Honig im Frühjahr eine ganz eigene Geschmacksnote. Der Imker hat ihm den Namen "Petterweiler Blumenwiese" gegeben. Mitte des Jahres dominieren neben blühenden Sommerblumen Obstbäume, Holundersträuche, Linden- und Walnussbäume den Geschmack des Honigs. Döbler hat sich der traditionellen Magazin-Imkerei verschrieben. Auf dem Areal um die ehemalige Mahlmühle hat er ausreichend Stellplätze für die Bienenvölker.

"2010 haben wir die Riedmühle gekauft", erzählt Döbler, der auch als Geigensolist "Martin der Geiger" bekannt ist. "Ein Jahr später habe ich die Imkerei aufgebaut. Der Urgroßvater meiner Frau war auch Imker. Sie kann sich noch gut an sein Handwerk erinnern", erzählt Döbler. Seine Kenntnisse habe er zum Teil beim Imkerverein Nidderau/Schöneck und im Bieneninstitut in Kirchhain erworben, wo Ausbildungen angeboten werden.

Wetterauer Imker: Ausbildung am Bieneninstitut

"Das Wichtigste sind aber praktische Erfahrungen mit der eigenen Bienenzucht." Und eine Portion Kreativität könne nicht schaden. Eines seiner Produkte steht bei Feinschmeckern ganz hoch im Kurs: Honigschaum. Auf den ersten Blick sieht die weiße Schicht auf manchen Honigsorten sicher nicht besonders appetitlich aus. "Manche Leute rufen mich sogar an, weil sie wissen wollen, ob der Honig überhaupt noch gut sei", erzählt er. "Aber ich kann sie beruhigen: Das, was sie sehen, ist Teil des ganz natürlichen Kristallisationsprozesses." Honigschaum bestehe aus feinsten Luftbläschen und Pollenkörnern. "Beides steuert den delikaten Geschmack bei. Honigschaum ist so etwas wie die Essenz des Honigs."

Man könne ihn einfach im Glas wieder untermischen oder in Verbindung mit süßen oder herzhaften Snacks genießen. Im Angebot der Imkerei befinden sich außerdem Spezialitäten wie Honiglikör und Honig-Balsamico, der für Soßen oder Salatdressings verwendet wird.

Und Döbler hat noch eine Maxime: Verkauft wird nur der eigene Honig , für den die Bienen die Tracht im Heitzhöfertal gesammelt haben. Ist der Honig dann ausverkauft, heißt es für die Liebhaber: Warten bis die neue Ernte im Glas ist wie aktuell. Ende Mai hat er den frischen 2020er Honig geschleudert.

Imkern in der Wetterau: Über die Riedmühle

Verkaufs- und Übergabedokumente im Staatsarchiv Darmstadt lassen vermuten, dass die Mühle schon lange vor dem Jahr 1500 bestanden hat. Sie hatte einen Mahlgang mit vermutlich zwei Mahlsteinen. Bis 1854 war sie Eigentum der Grafen zu Solms-Rödelheim-Assenheim und ging danach in Privatbesitz über. In der Mühle wurden Weizen und Roggen zu weißem und schwarzem Mehl vermahlen sowie Getreide geschrotet.

1928 wurde die Riedmühle ein Opfer des großen "Mühlensterbens" und stellte den Betrieb ein. Weil die Riedmühle über Jahrhunderte hinweg eine sogenannte "Bannmühle" war, durften die Einwohner Petterweils ihr Mehl nur dort mahlen lassen. Im Gegenzug war der Müller nach geltendem "Bannrecht" verpflichtet, ehrenwert zu handeln, korrekt zu berechnen und niemand zu bevorzugen. Ein Sprichwort spiegelt das bis heute wieder: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“

Bildergalerie - einfach auf ein foto cklicken

von Martin Döbler 2. Mai 2022
Alles ging seinen gewohnten Gang. Die Arbeit / Das Vergnügen mit den Bienen war Jahr für Jahr eine Wonne. Mit kleinen Rückschlägen mal zwischendurch, aber nicht gravierend. Unsere Kunden mögen den Honig unserer Bienen. Immer früher waren wir ausverkauft. Spätestens zu Weihnachten war alles weg. Die Völkerzahl haben wir dann etwas aufgestockt, um die Nachfrage bedienen zu können. Die Honigmenge ist nicht maschinell skalierbar. Mehr Honig heißt mehr Völker heißt mehr Arbeit. Aber auch dann war der Honig an Weihnachten weg - Lieben Dank an dieser Stelle an die Liebhaber unseres Honigs. Das Bewusstsein über die Bestäubungsleistung der Bienen hat sich verbreitet, einhergehend mit dem Überbegriff ‚Bienensterben‘, dem Vorteil von lokalem Honig und einem verstärkten Umweltbewusstsein. Seit wir vor 11 Jahren mit der Imkerei begonnen haben, ging alles gut mit dem Überwintern. Bis auf ein paar wenige Blessuren haben die Völker die Winter gut überstanden. Auch diesen Herbst/Winter sah alles Bestens aus. Varroa-Kontrolle und -Behandlung, Vollständige Brutentnahme, Drohnenschneiden - also die Maßnahmen zur Bekämpfung der Varroamilbe - haben wir alles über das Jahr durchgeführt. Die meisten Ableger haben sich gut entwickelt. Zum Ende des Sommers wurden noch ein paar ’Schwächlinge’ mit anderen Völkern kombiniert. Die Einfütterung klappte auch gut. Alle Völker haben das Sollgewicht erreicht. Auch in der kritischen Vorweihnachtszeit war genügend Futter in den Völkern. Die Gewichtskontrolle der Beuten war ein sicheres Indiz. Also wie in den Jahren zuvor, keine Panik oder gar Notfütterung notwendig. Nach und nach liest und hört man diesen Winter von zum Teil massiven Völkerverlusten. 20, 40, 60, 80, 100 Prozent Verlust. Bei erfahrenen Imkern. Wie überlebt das Bienenvolk im Winter? : Man kann es sich also so vorstellen: Die Bienenbehausung (‚Beute') bei der sogenannten Magazinimkerei, wie wir sie auch betreiben, ist ganzjährig unten offen. Nur ein Drahtgitter hält andere Tiere ab. So ist die Frischluftzufuhr gewährleistet. Oben ist ein Isolierdeckel. So kann die warme Luft im Bienenstock nicht entweichen. Die Bienen sitzen in einem Knäuel (‚Bienentraube‘), in der Mitte ist die Königin. Die Bienen rotieren; sobald es außen zu kühl wird gehen diese Bienen nach innen zum aufwärmen und andere sind an der Reihe für die Außenlage. Es ist genügend Futter auf den Waben. Die Traube ist immer nahe am Futter. Wenn eine Wabe aufgebraucht ist, verlagert sich der Knäuel also etwas weiter. So dass immer Futter ohne viel Aufwand in der Nähe ist. Die Bienen versuchen so den Energieverbrauchslevel auf einem Minimum zu halten. Wie haben wir es gelernt, wie haben wir es gehandhabt? Ist alles Bestens, gibt es keinen Grund in die Völker zu schauen. Im Gegenteil, es kann für das Bienenvolk fatal sein. Durch das Öffnen des Deckels entweicht die warme Luft im Bienenstock. Es entsteht Durchzug durch die Wabengassen. Wenn man sogar Waben zur Begutachtung herausnimmt wird die ‚Wintertraube‘ zerstört wird und die einzelnen Bienen könnten noch schneller erfrieren. Die gelernte Regel sagte bisher, öffne das Volk nicht bei niedrigen Temperaturen, wenn es keine besorgniserregende Anzeichen gibt. Also am Besten erst wieder bei 15 Grad +. Pure Neugier ist also fehl am Platz. Die beiden wesentlichen Gründe für eine Ausnahme sind starker Varroa-Befall oder Futterknappheit. Beides kann zunächst beurteilt werden ohne dass die Völker geöffnet werden müssen: Ein weißer Schieber (die ‚Windel‘) für die Varroa-Kontrolle. Dieser wird unter das Volk geschoben. Da der Boden der Beute nur aus einem Drahtgitter besteht, fallen Milben durch und man kann den Befall analysieren. Und ein leichtes Anheben der Beute zur Gewichtsbeurteilung und ggf. gleichzeitiges Wiegen lässt den Futtervorrat erkennen. Man konnte in einem ‚normalen‘ Winter davon ausgehen, dass das richtige Gewicht bzw. der Futtervorrat ein wesentliches Indiz für das Überleben der Völker war. Stellt man eine starke Gewichtsabnahme fest, weil das Volk zuviel verbraucht hatte, ist eine Notfütterung notwendig. Was ist diesen Winter passiert? Einen großen Anteil haben die Wetterkapriolen. Ausfälle durch Varroa-Befall spielen fast eine untergeordnete Rolle. Und wie immer gehören auch die imkerlichen Entscheidungen dazu. Das Schlagwort ist ‚Futterabriss‘. Auch diesen Winter war von übermäßiger Gewichtsabnahme nichts zu merken. Der Varroa-Befall war eher gering. Beide Ursachen für eventuelle Notmaßnahmen waren nicht aufgetreten. Es gab keinen Grund in die Völker zu schauen. Es gab aber kalte und wärmere Phasen. Die warmen Phasen waren für die Bienen - und vor allem für die Königin - lange genug, um in Eilage zu gehen. Die Königin hat also Eier gelegt (‚gestiftet'). Es gab also frische Brut, die auch gepflegt werden muss. Aktivität und Pflege bedeuten aber Energieverbrauch und damit Futternotwendigkeit. Das Völkchen konnte sich aber nicht dem Futter hinterherbewegen, die Brut muss ja gepflegt werden. Somit wurde der Weg zum Futter immer weiter. Es war nach und nach nicht mehr auf der gleichen Wabe bzw. Nachbarwabe vorhanden. Auf diesem immer weiter werdendem Weg zum Futter und zurück kühlen und hungern die Bienen aus. Sie sind also im Dilemma. Quasi: ‚pflege ich die Brut oder gehe ich Futter holen?‘ - beides ist notwendig. Imkerliche Entscheidungen in der Zukunft: In der Zukunft muss ich als Imker also andere Entscheidungen treffen. Wenn das Wetter weiterhin solche Kapriolen macht, ist - auch wenn die beiden bisherigen Kriterien keinen Anlass dazu geben - ein Blick in das Volk notwendig. Das Risiko muss ich also eingehen. Vorsichtige und schnelle Blicke in das Volk müssen ein drittes Kriterium beurteilen: 'Ist Futter nah an der Bienentraube?' Wenn nicht, müssen Futterwaben nahe an die Traube umgehängt werden. Weniger Honig? Neben den Völkerverlusten an sich wirkt sich das natürlich auf die Honigmenge aus, die in diesem Jahr zur Verfügung stehen wird. Die Völker, die den Winter überlebt haben, werden genügend Nektar für den Frühjahrshonig sammeln können. Ob neu herangezüchtete Völker (‚Ableger‘) evtl. im Sommer schon etwas Honig beisteuern können hängt vom Verlauf des Frühjahrs bzw. Frühsommers ab. Honig vom lokalen Imker wird deshalb ein rareres Gut sein. (Die Statistik der letzten Jahre sagt, dass nur 24 % des Honigbedarfs von heimischen Imkern abgedeckt wird. Die Zahl für dieses Jahr bleibt da abzuwarten. Es wurden also bisher 76 % des Honigbedarfs in Deutschland sowieso schon über Importe abgedeckt. Und da kommt ein zweiter Aspekt dazu. Das größte Importland der Europäischen Nicht-EU Länder war bisher die Ukraine. Oder auf den Gesamtmarkt gesehen: von ca. 88.000 Tonnen Importhonig aus 60 Ländern kamen ca. 16.000 Tonnen aus der Ukraine. Bisher jedenfalls. Es wird also auch in den Supermärkten ein Honig-Mangel entstehen. In der Presse ist auch schon zu lesen, dass die Honigpreise in den Märkten ansteigen werden, da mehr Honig aus anderen Ländern importiert werden muss. Fazit Für die Imker ist ein Umdenken in Bezug auf die Imkerei erforderlich Honig vom Imker wird in 2022 ein noch rareres Gut sein. Importhonige ‚aus EU und Nicht-EU Ländern‘ werden auch preislich teurer Echter Bienenhonig lässt sich nicht maschinell skalieren. Mehr Honig = mehr Bienenvölker = mehr Arbeit. Im Durchschnitt haben die Imker*innen ca. 6-7 Völker. Nur 1% sind größere Imkereien mit mehr als 50 Völkern (Quelle Deutscher Imkerbund). Das Ziel ist also mehr Bienenvölker in unserem Land, damit Honig in der eigenen Region wieder einen höheren Anteil bekommt. Betriebswirtschaftlich gesehen deckt der Honigverkauf meist nicht den Arbeitsaufwand. Es ist viel Idealismus dabei. Wie kann das verändert werden? Das ist sicherlich ein Thema für einen weiteren Artikel. Bis dahin gilt schon mal: Überlegen Sie ob Sie nicht selbst Imker werden wollen, oder unterstützen Sie die lokalen Imker, damit es sich lohnt, mehr Völker aufzubauen.
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