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Land der Disteln und Denker

Martin Döbler • 9. Juli 2020

Unkraut fördert Kreativität - Bienen bringen Gelassenheit -
und das in Zusammenhang mit der Corona-Maske und  #maskenliebe

Kennt Ihr das: ich nehme mir mal eine halbe Stunde und jäte Unkraut im Frühbeet oder auf der kleinen frisch angesäten Rasenfläche. Auf anderen Flächen lassen wir der Natur freien Lauf (naja ein bisschen Kontrolle darf sein). Es soll schnell gehen, denn es gibt erfüllendere Tätigkeiten.

Ich fange an und es geht länger und länger. Gerade denke ich, alles ist geschafft … stehe auf... der kurze Kontrollblick … oh nein so schnell kann das doch gar nicht nachwachsen… v.a. Disteln haben es unserer kleinen Fläche angetan. (An anderer Stelle dürfen die Disteln wachsen, Disteln in der Blüte haben ja ihren eigenen bizarren Reiz)
Ok, umplanen ist angesagt. Den Rest des Nachmittags verbringe ich großteils auf Knien. Ich arbeite mich Quadratdezimeter für Quadratdezimeter voran. Die Fachleute unter Euch werden schnell merken, dass es sich um eine bestehende Fläche ohne neuen Mutterboden handelt, die es ‚natur-gemäß‘ in sich hat.

Als Imker stelle ich dabei fest: Unkraut hat einen großen Vorteil gegenüber Bienen:
Unkraut ist geduldig. Ein paar Pflanzen zu übersehen ist kein Beinbruch, dann erwische ich die eben bei der nächsten Durchsicht. Bei den Bienen wäre das fataler, da ist Konzentration gefordert: eine Schwarmzelle übersehen und das Volk ist - wenn es dumm läuft - am nächsten Tag geschwärmt (also die Königin ist mit der Hälfte des Volkes verschwunden). Da hilft es auch nicht so recht, wenn ich beim nochmaligen durchschauen des Restvolkes zur Erkenntnis komme, dass ich doch eine Zelle nicht entdeckt hatte. Wahrscheinlich war ich da wieder irgendwo mit meinen Gedanken.

Beim Umgang mit Bienen lernt man dafür die mentale Gelassenheit: Wenn ihr schon mal mit Bienen zu tun hattet, werdet Ihr Euch sicherlich daran erinnern: Beim ersten Mal am Bienenvolk ist man überwältigt vom Summen und Umherschwirren der Bienen. Beides sind Alarmzeichen oder gar Angstauslöser für den Menschen. Man fühlt sich unwohl. Je länger man erst mal mit Schleier bei den Bienen ist, gewöhnt man sich an das Geräusch und daran, dass die Bienen nur außen am Schleier sind und nicht innen (hoffentlich jedenfalls). Die sich steigernde mentale Gelassenheit ist spürbar, da können noch so viele Bienen umherschwirren oder am Schleier klettern, man kann sich auf die Imkerarbeit konzentrieren (meistens jedenfalls).

Beim Unkrautjäten darf man gedanklich abschweifen. Die therapeutisch / kreative Funktion des Unkrautjätens ist auf alle Fälle bemerkenswert. Habt Ihr das auch schon bemerkt? Wenn nicht, erfreut Euch beim nächsten Mal während ihr Unkraut jätet über die eigenen Gedankenflüge… und vor allem haltet sie fest! Vielleicht entsteht ja auch ein Beitrag für irgendwas. Sei es für eine kreative Geburtstagskarte, eine tolle Formulierung oder längere Textpassagen oder der geniale gewinnbringende Gedanke für eine Erfindung.

Was bei mir da so entstand, sind z.B. meine Beiträge zum Wettbewerb #Maskenliebe, initiiert von der Stadt Karben mit der ev. Gesamtkirchengemeinde. Auf Knien und dem Boden zugewandt kreisen meine Gedanken um das Thema des Wettbewerbs, um ‚Corona’ und meine eigene Einstellung zum Thema Alltags-Maske; die Näherinnen (und bestimmt auch Näher), die selbstlos uns mit Masken versorgt haben; die täglichen Berichte in den Corona-Live-Blogs von ARD und ZDF; die Leichtsinnigkeit mit der manche Mitbürger und Staatsoberhäupter durch Nicht-tragen der Maske andere gefährden; die Entbehrungen, die durch die Pandemie damit einhergehen; dass ich z.B. meinen lieben Vater eben nicht besuche, sondern nur telefoniere (er würde sich sicherlich sehr über einen Besuch freuen; wie er sagt, er könnte es aber nicht ertragen, wenn wir uns aufgrund dieser Fahrt anstecken  (wie ehrenwert ... oder einfach nur vernünftig);  die Gelegenheiten, bei denen ich mich selbst erwische, auf die Maske verzichten zu wollen; die Erkenntnis, dass das purer Egoismus zu lasten Anderer wäre, wenn ich es trotzdem tun würde… Sicher hat jeder von Euch seine eigene Sichtweise und Geschichten dazu.

Mehrmals werden Ideen und Teilaspekte sortiert, wie das als Beitrag aussehen kann, die Grundidee durchdacht und gedanklich ausgefeilt, nebenbei werden die Wurzeln der Disteln gezogen (ja ich weiß, es sollte umgekehrt sein, Konzentration auf das Unkraut und wenn nebenbei noch ‚etwas entsteht‘ umso schöner :-) )

Nach Beendigung nehme ich Papier und Stift oder gehe an den Rechner und muss die Bilder im Kopf zumindest kurz fest halten und anschließend 'nur noch' sichtbar für Andere machen.

Die Ergebnisse meiner Gedankenstränge findet Ihr in den Galerien unten bzw. auch auf Facebook unter dem #maskenliebe. Zu jedem Werk sind auch die Gedanken dazu beigefügt. Das schöne an dem Wettbewerb ist, dass es in erster Line um das Thema an sich geht, wie vielfältig die Alltagsmaske und Corona kreativ beleuchtet werden kann. Das Gewinnen oder nicht ist zweitrangig, dafür ist das Thema viel zu wichtig. So wird von den Initiatoren auch bewusst aufgefordert, die Werke schon vor der Entscheidung zu veröffentlichen und ‚in die Welt zu tragen'. Das Ergebnis der Jury wird Mitte August bekannt gegeben.

Und das Unkraut: ja ja, ich gebe ja zu, dass ein paar Distelpflänzchen stehen blieben. Dann eben das nächste Mal. Denn weder die Disteln (schade eigentlich) noch der Rasen (zum Glück) schwärmen zur Hälfte weg.

Und bevor Ihr den Gedanken ausgesprochen habt: Nein Ihr braucht nicht auf die Idee kommen, dass ich in Euren Garten zum Unkraut jäten kommen müsste, um neue Kreativität zu schöpfen :-)

Ich war diese Tage jedenfalls wieder mal selbst erstaunt was einem da während dieser - eigentlich von mir nicht besonders geliebten Tätigkeit - so durch den Kopf geht und welche Ideen und Zusammenhänge da kreiert werden.

Dann hat es also doch irgendwie einen Sinn... das mit dem Unkraut.

Gibt es dazu passend nicht diesen Spruch:

"Deutschland, Land der Disteln und Denker“ ….

.... Oder so ähnlich

:-)



P.S. Werbung in eigener Sache: Natürlich freue ich mich, wenn das nicht nur bei diesen freien Arbeiten bleibt. Wenn es also Bedarf gibt, an kreativen grafischen oder konzeptionellen Arbeiten, an Fotoshootings z.B. für Paare und werdende Eltern, oder für die - wenn auch momentan kleine Hochzeits- oder Geburtstagsfeier - lasst uns mal sprechen. Ich finde genügend Unkraut um dafür auf besondere, ungewöhnliche und kreative Gedanken zu kommen. Mehr dazu findet Ihr auch unter den Links hier auf der Website

#Maskenliebe Beitrag: "Ich.Du.Maske":


#Maskenliebe Beitrag: "Durch die Maske betrachtet - Freude auf ein Leben zu Dritt" :


#Maskenliebe Beitrag: "Eigentlich":


#Maskenliebe Beitrag: "Durch die Maske betrachtet - Blick nach vorn" :


von Martin Döbler 2. Mai 2022
Alles ging seinen gewohnten Gang. Die Arbeit / Das Vergnügen mit den Bienen war Jahr für Jahr eine Wonne. Mit kleinen Rückschlägen mal zwischendurch, aber nicht gravierend. Unsere Kunden mögen den Honig unserer Bienen. Immer früher waren wir ausverkauft. Spätestens zu Weihnachten war alles weg. Die Völkerzahl haben wir dann etwas aufgestockt, um die Nachfrage bedienen zu können. Die Honigmenge ist nicht maschinell skalierbar. Mehr Honig heißt mehr Völker heißt mehr Arbeit. Aber auch dann war der Honig an Weihnachten weg - Lieben Dank an dieser Stelle an die Liebhaber unseres Honigs. Das Bewusstsein über die Bestäubungsleistung der Bienen hat sich verbreitet, einhergehend mit dem Überbegriff ‚Bienensterben‘, dem Vorteil von lokalem Honig und einem verstärkten Umweltbewusstsein. Seit wir vor 11 Jahren mit der Imkerei begonnen haben, ging alles gut mit dem Überwintern. Bis auf ein paar wenige Blessuren haben die Völker die Winter gut überstanden. Auch diesen Herbst/Winter sah alles Bestens aus. Varroa-Kontrolle und -Behandlung, Vollständige Brutentnahme, Drohnenschneiden - also die Maßnahmen zur Bekämpfung der Varroamilbe - haben wir alles über das Jahr durchgeführt. Die meisten Ableger haben sich gut entwickelt. Zum Ende des Sommers wurden noch ein paar ’Schwächlinge’ mit anderen Völkern kombiniert. Die Einfütterung klappte auch gut. Alle Völker haben das Sollgewicht erreicht. Auch in der kritischen Vorweihnachtszeit war genügend Futter in den Völkern. Die Gewichtskontrolle der Beuten war ein sicheres Indiz. Also wie in den Jahren zuvor, keine Panik oder gar Notfütterung notwendig. Nach und nach liest und hört man diesen Winter von zum Teil massiven Völkerverlusten. 20, 40, 60, 80, 100 Prozent Verlust. Bei erfahrenen Imkern. Wie überlebt das Bienenvolk im Winter? : Man kann es sich also so vorstellen: Die Bienenbehausung (‚Beute') bei der sogenannten Magazinimkerei, wie wir sie auch betreiben, ist ganzjährig unten offen. Nur ein Drahtgitter hält andere Tiere ab. So ist die Frischluftzufuhr gewährleistet. Oben ist ein Isolierdeckel. So kann die warme Luft im Bienenstock nicht entweichen. Die Bienen sitzen in einem Knäuel (‚Bienentraube‘), in der Mitte ist die Königin. Die Bienen rotieren; sobald es außen zu kühl wird gehen diese Bienen nach innen zum aufwärmen und andere sind an der Reihe für die Außenlage. Es ist genügend Futter auf den Waben. Die Traube ist immer nahe am Futter. Wenn eine Wabe aufgebraucht ist, verlagert sich der Knäuel also etwas weiter. So dass immer Futter ohne viel Aufwand in der Nähe ist. Die Bienen versuchen so den Energieverbrauchslevel auf einem Minimum zu halten. Wie haben wir es gelernt, wie haben wir es gehandhabt? Ist alles Bestens, gibt es keinen Grund in die Völker zu schauen. Im Gegenteil, es kann für das Bienenvolk fatal sein. Durch das Öffnen des Deckels entweicht die warme Luft im Bienenstock. Es entsteht Durchzug durch die Wabengassen. Wenn man sogar Waben zur Begutachtung herausnimmt wird die ‚Wintertraube‘ zerstört wird und die einzelnen Bienen könnten noch schneller erfrieren. Die gelernte Regel sagte bisher, öffne das Volk nicht bei niedrigen Temperaturen, wenn es keine besorgniserregende Anzeichen gibt. Also am Besten erst wieder bei 15 Grad +. Pure Neugier ist also fehl am Platz. Die beiden wesentlichen Gründe für eine Ausnahme sind starker Varroa-Befall oder Futterknappheit. Beides kann zunächst beurteilt werden ohne dass die Völker geöffnet werden müssen: Ein weißer Schieber (die ‚Windel‘) für die Varroa-Kontrolle. Dieser wird unter das Volk geschoben. Da der Boden der Beute nur aus einem Drahtgitter besteht, fallen Milben durch und man kann den Befall analysieren. Und ein leichtes Anheben der Beute zur Gewichtsbeurteilung und ggf. gleichzeitiges Wiegen lässt den Futtervorrat erkennen. Man konnte in einem ‚normalen‘ Winter davon ausgehen, dass das richtige Gewicht bzw. der Futtervorrat ein wesentliches Indiz für das Überleben der Völker war. Stellt man eine starke Gewichtsabnahme fest, weil das Volk zuviel verbraucht hatte, ist eine Notfütterung notwendig. Was ist diesen Winter passiert? Einen großen Anteil haben die Wetterkapriolen. Ausfälle durch Varroa-Befall spielen fast eine untergeordnete Rolle. Und wie immer gehören auch die imkerlichen Entscheidungen dazu. Das Schlagwort ist ‚Futterabriss‘. Auch diesen Winter war von übermäßiger Gewichtsabnahme nichts zu merken. Der Varroa-Befall war eher gering. Beide Ursachen für eventuelle Notmaßnahmen waren nicht aufgetreten. Es gab keinen Grund in die Völker zu schauen. Es gab aber kalte und wärmere Phasen. Die warmen Phasen waren für die Bienen - und vor allem für die Königin - lange genug, um in Eilage zu gehen. Die Königin hat also Eier gelegt (‚gestiftet'). Es gab also frische Brut, die auch gepflegt werden muss. Aktivität und Pflege bedeuten aber Energieverbrauch und damit Futternotwendigkeit. Das Völkchen konnte sich aber nicht dem Futter hinterherbewegen, die Brut muss ja gepflegt werden. Somit wurde der Weg zum Futter immer weiter. Es war nach und nach nicht mehr auf der gleichen Wabe bzw. Nachbarwabe vorhanden. Auf diesem immer weiter werdendem Weg zum Futter und zurück kühlen und hungern die Bienen aus. Sie sind also im Dilemma. Quasi: ‚pflege ich die Brut oder gehe ich Futter holen?‘ - beides ist notwendig. Imkerliche Entscheidungen in der Zukunft: In der Zukunft muss ich als Imker also andere Entscheidungen treffen. Wenn das Wetter weiterhin solche Kapriolen macht, ist - auch wenn die beiden bisherigen Kriterien keinen Anlass dazu geben - ein Blick in das Volk notwendig. Das Risiko muss ich also eingehen. Vorsichtige und schnelle Blicke in das Volk müssen ein drittes Kriterium beurteilen: 'Ist Futter nah an der Bienentraube?' Wenn nicht, müssen Futterwaben nahe an die Traube umgehängt werden. Weniger Honig? Neben den Völkerverlusten an sich wirkt sich das natürlich auf die Honigmenge aus, die in diesem Jahr zur Verfügung stehen wird. Die Völker, die den Winter überlebt haben, werden genügend Nektar für den Frühjahrshonig sammeln können. Ob neu herangezüchtete Völker (‚Ableger‘) evtl. im Sommer schon etwas Honig beisteuern können hängt vom Verlauf des Frühjahrs bzw. Frühsommers ab. Honig vom lokalen Imker wird deshalb ein rareres Gut sein. (Die Statistik der letzten Jahre sagt, dass nur 24 % des Honigbedarfs von heimischen Imkern abgedeckt wird. Die Zahl für dieses Jahr bleibt da abzuwarten. Es wurden also bisher 76 % des Honigbedarfs in Deutschland sowieso schon über Importe abgedeckt. Und da kommt ein zweiter Aspekt dazu. Das größte Importland der Europäischen Nicht-EU Länder war bisher die Ukraine. Oder auf den Gesamtmarkt gesehen: von ca. 88.000 Tonnen Importhonig aus 60 Ländern kamen ca. 16.000 Tonnen aus der Ukraine. Bisher jedenfalls. Es wird also auch in den Supermärkten ein Honig-Mangel entstehen. In der Presse ist auch schon zu lesen, dass die Honigpreise in den Märkten ansteigen werden, da mehr Honig aus anderen Ländern importiert werden muss. Fazit Für die Imker ist ein Umdenken in Bezug auf die Imkerei erforderlich Honig vom Imker wird in 2022 ein noch rareres Gut sein. Importhonige ‚aus EU und Nicht-EU Ländern‘ werden auch preislich teurer Echter Bienenhonig lässt sich nicht maschinell skalieren. Mehr Honig = mehr Bienenvölker = mehr Arbeit. Im Durchschnitt haben die Imker*innen ca. 6-7 Völker. Nur 1% sind größere Imkereien mit mehr als 50 Völkern (Quelle Deutscher Imkerbund). Das Ziel ist also mehr Bienenvölker in unserem Land, damit Honig in der eigenen Region wieder einen höheren Anteil bekommt. Betriebswirtschaftlich gesehen deckt der Honigverkauf meist nicht den Arbeitsaufwand. Es ist viel Idealismus dabei. Wie kann das verändert werden? Das ist sicherlich ein Thema für einen weiteren Artikel. Bis dahin gilt schon mal: Überlegen Sie ob Sie nicht selbst Imker werden wollen, oder unterstützen Sie die lokalen Imker, damit es sich lohnt, mehr Völker aufzubauen.
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