Honigpreis

Honigpreise

Ein paar Worte zum Honigpreis:
Sie finden sehr unterschiedliche Preise für ein Glas Honig.
Die Frage kommt schnell auf, warum das so ist ?

1. Grundmotivation Imkerei

Die Imker haben ganz unterschiedliche Motivationen, warum sie imkern. Gründe können sein:
  • eine faszinierende Tätigkeit
  • die Umwelt ein bisschen besser machen (nicht nur im globalen Sinne sondern tatsächlich vor Ort und direkt, weil die Bienen die Blüten bestäuben)
  • ein schönes Hobby, bei dem mein Hang zur Natur, Tier- und Pflanzenwelt voll zur Geltung kommen
  • eine Tätigkeit bei der ich auch Nebeneinkünfte (oder auch im Vollerwerb) generieren kann
  • usw

2. Motivation für den Honigverkauf

Viele Imker haben nur 2 oder 3 Völker. Andere haben auch mehr Völker. Der Umgang mit dem Honig bzw dem Verkaufen von Honig kann ganz unterschiedlich sein
  • ich lasse den Honig im Volk und entnehme nur für den privaten Bedarf
  • ich schleudere und fülle in Gläser ab. Das was ich nicht brauche verschenke ich
  • den übrigen Honig verkaufe ich
  • dass ein Hobby Geld kostet macht mir nichts aus, dafür mache ich es gerne, einen Honigverkauf habe ich nicht vor
  • ich mache gerne Freunden und Bekannten eine Freude mit einem Glas Honig, mehr mache ich mit dem Honig nicht
  • es ist schön wenn das Hobby auch ein paar Euro in die Kaffee-Kasse bringt
  • es ist ja schön wenn bei dem Hobby die laufenden Kosten gedeckt werden
  • mit dem Honigverkauf kann ich wenigstens alle Ausgaben (inklusive Anschaffungskosten) decken
  • mit der Honigvermarktung will ich neben der Deckung der Ausgaben auch einen Nebenverdienst im betriebswirtschaftlichen Sinne generieren (also auch meine Arbeitszeit soll entlohnt werden, wie es einer selbstständigen Tätigkeit entspricht = inkl Nebenkosten/Steuern/Abgaben)

Es steckt viel Arbeit im Honig, und nicht nur die von den Bienen

Es ist also alles möglich: vom Idealismus bis zur betriebswirtschaftlich geführten Imkerei. Jede Art hat Berechtigung. Und jede Art der Motivation ergibt einen anderen Preis. Wenn Sie sich also fragen, warum es bei dem einen Imker viel teurer ist als beim anderen, wäre die erste Antwort: drehen Sie die Frage um, warum ist es beim anderen Imker so günstig? (und geben sie freiwillig ein paar Euro mehr, das die Wertschätzung für das Natur-Produkt symbolisiert.

Honigproduktion bedeutet Arbeit. Ein Volk produziert im Jahr zwischen 0 (wenn es einen Ausfall gibt) und ca 70 Kg Honig (bei einem SpitzenVolk) mit allen Zwischenstufen; und nicht jedes Volk produziert gleich viel; und nicht jedes Jahr ist es die gleiche Menge. Die Ur-Produktion kann nicht maschinell skaliert werden. Soll mehr produziert werden brauche ich mehr Völker = mehr Arbeit = mehr Kosten.  Man kann bei einer gewissen Anzahl an Bienenvölkern zwar Arbeitsabläufe in der Verarbeitung maschinell einfacher machen. Nicht aber die Urproduktion der Honigherstellung durch das Bienenvolk.
In den letzten Jahren stiegen natürlich auch beim Imker die Kosten (z.B. Gläser wurden ca 40% teurer, Bienenfutter ca 50 %, auch die Bienenbehausungen aus Holz stiegen mit dem Holzpreis an)

Wenn man nicht den kostendeckenden Ansatz geht bedeutet das, mit jedem Volk mehr generiere ich -betriebswirtschaftlich gesehen- auch mehr Kosten ( = Verlust).
Ein ganz anderes Thema dazu ist natürlich auch dass es für die Imkerei keinerlei Fördertöpfe gibt, die eine zusätzliche Motivation bedeuten könnte, das Imkern zu erlernen oder auch mehr Bienenvölker zu betreuen. Die positiven Aspekte zum Honig aus der unmittelbaren Region brauchen hier nicht wiederholt werden, sie stehen hier auf der Website unter Imkerei und Honig

Denn der Honigbedarf in Deutschland wird nur zu 25 % von deutschen Imkern gedeckt. Da wäre viel Marktpotential. (Das ja leider auch immer wieder ‚Scharlatanerie‘ hervorbringt, siehe Link zur jüngsten EU Studie von Foodwatch unter Aktuelles auf der Startseite) Wenn aber der betriebswirtschaftliche Faktor nur schwer realisierbar ist, dann dann ist es schnell vorbei mit der Motivation. Wir wollen junge Kollegen ermutigen, mehr Bienenvölker zu halten oder gar einen Teil- oder Vollerwerb daraus zu machen. Das geht aber nur, wenn sie auch einen kostendeckend bzw gewinnbringend agieren können. Und das auch betriebswirtschaftlich gesehen und nicht nur für die Seele.

Bestäubungsleistung – völlig kostenlos

Eine Aufschlüsselung zur Preisfindung ist bei "Bienen und Natur" in einem Artikel aus Oktober 2022 zu finden (hier der Link) Hier ist ebenfalls zu lesen wie es sich verhält, wenn der imker sich einen Lohn zugesteht. Wenn von Mindestlohn die Rede ist, sollte dabei berücksichtigt werden dass der (Teil)Erwerbsimker als selbständiger auch die Arbeitgeber/Unternehmensabgaben damit zu bestreiten hat. Mindestlohn im Arbeitnehmer-Sinne ist also ggf ebenfalls noch ein Minus-Geschäft. Adelheid Maria Klein schreibt in dem Artikel sehr treffend: "Imker erbringen mit den Bienen ja sowieso die Bestäubungsleistung – völlig kostenlos. Der Honig sollte dann wenigstens gut bezahlt werden" "Denn es ist auch eine Wertschätzung der Natur und den eigenen Bienen gegenüber, wenn man seinen Honig nicht „verschleudert“ "

Am Ende geht es aber auch nicht nur um den Preis für einen Honig. Sämtliche Argumente, die für regionalen/lokalen Honig (und nicht nur einfach Honig der irgendwoher kommt) sprechen, sollten mit berücksichtigt werden; Siehe 'Imkerei und Honig'

So wie der Musiker nicht nur vom Applaus leben kann, kann auch der (Neben)Erwerbs-Imker nicht nur vom Lob für ein tolles Honigprodukt leben. (Ich darf diesen Vergleich führen, da ich auch als Musiker tätig bin :-) (siehe unter Links), dabei erlebt man manchmal ähnliche Diskussionen über die Gage)

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